Mondfinsternis - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Totale Mondfinsternis am Abend des 7. September 2025
Der schwäbische Astronom Johannes Kepler beobachtete zahlreiche Mondfinsternisse - unter anderem während seiner langen Jahre in Linz (Artikel).

Vielleicht hat Kepler seinem dritten kaiserlichen Auftraggeber, Ferdinand II., einst das Zustandekommen von Mondfinsternissen erklärt. Jedenfalls betont das Gemälde an der Decke von Ferdinands Mausoleum in Graz: Dieser Kaiser kannte sich diesbezüglich aus. "Haec lumen ademit", steht hier: "Dadurch wird das Licht weggenommen".
Finsterer Aufgang

Am 7. September werden wir Zeugen einer abendlichen Mondfinsternis - sofern wir einen Platz mit freier Sicht bis tief hinab zum Ostsüdost-Horizont finden. Ein Fernglas erleichtert diesmal die Beobachtung.

Wenn der Mond um 19:18 MESZ im Großraum Wien aufgeht, steht noch die Sonne über dem Horizont. Sie geht um 19:26 MESZ unter. Wenig später, nach 19:30, tritt der Mond vollends in den Kernschatten der Erde ein. Er ist "wie vom Erdboden verschluckt".

Die bürgerliche Dämmerung endet im Raum Wien allerdings erst um 19:55 MESZ. Außerdem steht der unsichtbare Mond anfangs nur in 0,7° Höhe (Azimut 101 Grad). Wir werden den Finsternisbeginn also nicht mitbekommen.

Die Bedingungen bessern sich nur langsam. Um 20:12 MESZ wäre die Mitte der Finsternis erreicht. Mondhöhe: 7°, Azimut 109°.
Abendliche Mondfinsternis 2017
Die nautische Dämmerung endet leider erst um 20:34 MESZ. Es wird bis dahin schwierig bleiben, den verfinsterten Mond am noch nicht dunklen Himmel ausfindig zu machen - ähnlich wie im Foto links.
Eine totale Mondfinsternis im Jahr 2015
Ein Fernglas sollte helfen.

Darin macht sich der eigentlich volle, jetzt aber total verfinsterte Mond als ganz schwach glimmende, rötliche Scheibe bemerkbar: Nur 11 Grad hoch in Richtung Ostsüdost (Azimut 113°).


Die wahrscheinlich beste Zeitspanne, um die interessanteste Phase der Finsternis mitzuverfolgen, liegt zwischen 20:35 und 20:50 MESZ. Da finden wir den Mond in etwa 12 Grad Höhe und in Ostsüdost (Azimut 115°).

Allerdings ist der Mondanblick nicht symmetrisch: Links unten wirkt die total verfinsterte Mondscheibe deutlich heller als rechts oben.
Verwundeter Mond

Einst dachten Menschen, ein himmlischer Drache oder Dämon hätte den Mond verwundet; er würde nun bluten. Johannes Kepler wusste hingegen: Es ist unsere Atmosphäre, die ein wenig Sonnenlicht in den eigentlich dunklen Erdschatten befördert. Der lange Weg durch die Luft schwächt und rötet es. Es kommt zu einem doppelt starken Extinktionseffekt.
Perspektivenwechsel

Wo immer ein Betrachter auf der uns zugewandten Mondseite nun stünde: Die Sonne wäre für ihn komplett hinter der schwarzen Erde verschwunden. Nur die solare Hochatmosphäre, die Korona, bliebe noch sichtbar.
Simulierter Anblick der Erde
Am Rand des Erdrunds strahlte unsere Lufthülle aus Mondperspektive außerdem rot auf. Wo Wolken aufragten, wäre der Lichtring teils durchbrochen.

Besagter Mondbewohner badete im Licht irdischer Sonnenunter- bzw. Aufgänge.
Diese ereignen sich während der totalen Finsternisphase über der abendlichen Elfenbeinküste, Mali, Algerien, Spanien, Frankreich, Deutschland, Dänemark und Norwegen. Über Teilen der Arktis, dem morgendlichen Kamtschatka, einem Streifen des Pazifiks, über dem östlichen Neuseeland und einem Teil der Antarktis.

Anders gesagt: Beim Blick zum total verfinsterten, rötlich glimmenden Mond erblicken wir gleichzeitig das Licht aller aktuellen Sonnenauf- und Untergänge weltweit.
Fiktiver Blick vom Mond auf die in Wahrheit pechschwarze Erde.
Grafik erstellt mit Occult 4.0

Ozon-Rand

Vielleicht machen wir am linken unteren Kernschattenrand eine bläuliche oder grünliche Verfärbung aus. Dieser sogenannte "Ozon-Fringe" stammt von der irdischen Ozonschicht, die das rote Sonnenlicht auf dem Weg zum Mond verschluckt. Näheres dazu hier bei Spaceweather.com (USA).


Saturn leistet dem Mond Gesellschaft

Der Vollmond weilt zum Zeitpunkt der Finsternis im Sternbild Wassermann. Links unterhalb des Mondes erkennt man in 13 Grad Abstand den nächsten halbwegs hellen Lichtpunkt. Es ist dies der Saturn (0,6 mag).

Bei Vollmond steht der Mond in Opposition zur Sonne. Saturns Nähe zum Vollmond belegt: Dieser Planet wird sehr bald selbst in Opposition zur Sonne stehen. Gleiches gilt für den (fürs freie Auge unsichtbaren) Neptun, der jetzt gemeinsam mit Saturn dahin zieht.
Der Mond ist nicht zu halten: Austritt aus dem Kernschatten

Um 20:53 MESZ beginnt sich der linke untere Rand der Mondscheibe, aus dem Kernschatten zu befreien. Zu diesem Zeitpunkt ist der Mond gerade einmal 14 Grad hoch geklettert (Azimut 117°).
Noch ist der irdische Himmel nicht völlig dunkel: Die astronomische Dämmerung endet erst um 21:14 MESZ. Dann erst beginnt die astronomische Nacht.

Der Mond wandert von rechts nach links durch den Schatten der Erde. Außen liegt der Halbschatten, innen der Kernschatten. Grafik erstellt mit Occult 4.0

Die partielle Phase und ein Morgenrot am Schattenrad

Gegen 21:26 hat sich der Mond etwa zur Hälfte befreit. Ein Beobachter im dunklen Mondteil rechts oben erlebte noch immer einer totale Sonnenfinsternis.

Für einen Bewohner im hellen Mondteil links unten wäre hingegen nur noch ein Teil der Sonne bedeckt; er erlebte eine partielle Sonnenfinsternis. Im dichtesten Teil des Halbschattens - also an jenem, der an den dunkleren Kernschatten grenzt - mögen sanfte Rottöne spielen. Wer darin stünde, würde sich an einer Art Morgenrot erfreuen.
Das zarte Rot im Halbschatten bei einer früheren Mondfinsternis
Die Halbschatten-Phase: Eine matte Sache

Um  21:57 ist er der Mond vollends dem Kernschatten entschwunden. Nur der Halbschatten der Erde bleibt noch bis ungefähr 22:15 als rauchartige Verdüsterung erkennbar.
Beobachtungsaufgaben

  • Ist das matte Rot des Kernschattens mit freiem Auge zu erkennen?
  • Wie würden Sie dessen Farbe beschreiben?
  • Ändert sich die scheinbare Farbe beim Anblick im Fernglas?
  • Erscheint der Kernschattenrand eventuell bläulich oder grünlich?
  • Wie exakt ist die Uhrzeit des Austritts aus dem Kernschatten bestimmbar?
  • Mutet der Halbschattenrand ein wenig gerötet an?
  • Bis wann ist der rauchartige Halbschatten der Erde noch sicher erkennbar?
    Fototipps gefällig?

    Die Mondfinsternis lässt sich mit einer DSLR fotografieren, entweder durch ein Teleskop oder aber durch ein möglichst starkes Teleobjektiv (Stativ nötig; bitte auch Grundsätzliches zur Aufnahmetechnik ohne Teleskop beachten). Mit etwas Glück und Geschick zeigen sich dabei auch Farbtöne.

    Kernschatten - düster und rot

    Die schwache rötliche Aufhellung des eigentlich ja dunklen Kernschattens ist fotografisch gut erfassbar, benötigt aber Belichtungszeiten im Sekundenbereich. Ohne Nachführung kann einem schnell die Erdrotation in die Quere kommen. Erste Näherung für APS-C Sensoren:

    • Maximale Belichtungszeit (sec) = 175 / Brennweite (mm)

    Am besten, man probiert auch kürzere und längere Belichtungszeiten aus. Das Blau der späten Dämmerung setzt der Belichtungszeit sowieso eine Grenze, sorgt aber zusätzlich für Farbe im Bild.

    Kernschattenrand blau oder grün?

    Vielleicht gelingt es auch, das zarte Blau oder Grün am Kernschattenrand nachzuweisen, das durch die Ozonschicht entsteht. Immerhin kann man ja die Farbsättigung bei der Bildbearbeitung erhöhen.

    Halbschatten - grau und vielleicht etwas rötlich am Rand

    Die Fotografie liefert spätestens bei entsprechender Bildbearbeitung härtere Kontraste ab als sie das Auge wahrzunehmen vermag: Deshalb zeigt sich der rauchartige Halbschatten fotografisch auch länger.

    Der dichteste (dunkelste) Abschnitt des Halbschattens ist gerötet, was sich visuell beim Blick durchs Fernglas und auch fotografisch nachweisen lässt. Denn ein Mondbewohner im dichtesten Teil des Halbschattens erlebte dank der Erdatmosphäre gerade eine Art "Morgenrot".  
      Einschläge während der Mondfinsternis?

      Bei der totalen Mondfinsternis am 21. Jänner 2019 schlug ein etwa kofferkleines Objekt mit hoher Geschwindigkeit auf dem Mond auf - und schuf dabei sehr wahrscheinlich einen Krater von etwa Wohnungsgröße. Der ganz kurze Lichtblitz wurde von Live-Cams und auf Amateurfotos festgehalten - auch von mir.
      Der Impakt während der Mondfinsternis am 21.1.2019. Die Stelle befand sich am stark vignettierten Rand des teleskopischen Bildfelds. Daher wurde der Blitz hier zur Verdeutlichung aufgehellt. Alle Fotos © Pinter
      Derartige Impakte passieren - zumeist unbeobachtet - immer wieder, egal ob Finsternis oder nicht. Sie fallen am verfinsterten Mond nur eher auf. Um sie einzufangen, muss man den Kamerasensor in die Fokusebene des Teleskops rücken und möglichst viele Fotos schießen oder ein sehr langes Video drehen.

      Der während der Totalität diesmal noch nicht ganz dunkle Himmel erschwert die Abbildung etwaiger schwacher Lichtblitze jedenfalls deutlich.
      Ausblick: Die nächsten Mondfinsternisse

      3. März 2026: Bei uns unbeobachtbar

      Bei dieser totalen Mondfinsternis befindet sich Österreich definitiv auf der falschen Seite der Erdkugel. Der Mond bleibt für uns unterm Horizont.

      28. August 2026: Kerschattenphase teilweise beobachtbar

      Diese Finsternis ist fast total. Der intensivste Teil der Halbschattenphase lässt sich mitverfolgen. Zu Beginn der Kernschattenphase sieht man den Mond im Großraum Wien aber nur noch etwa 13 Grad hoch im Westsüdwesten. Kurz danach setzt die nautische Dämmerung ein.

      Währenddessen gerät der unverfinsterte Mondteil immer schmaler. Dann erschwert die bürgerliche Dämmerung die Beobachtung. Zum Maximum der Finsternis ist bloß noch eine schmale Kalotte der Mondscheibe unverfinstert. Jedoch geht der Mond für uns fast gleichzeitig unter.
      Alle Angaben ohne Gewähr
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